DER KIRCHENWIRT - DIE GESCHICHTE DER EHEMALIGEN STIFTSTAVERNE

Der Stiftsgasthof liegt gegenüber der Wallfahrtsbasilika Klein-Mariazell. Das ehem. Benediktinerkloster Mariazell in Österreich war nicht nur der religiöse Mittelpunkt des oberen Triestingtales, sondern auch Verwaltungs- und Gerichtszentrum für ein Gebiet, das in etwa der heutigen Marktgemeinde Altenmarkt entspricht. Dies brachte es mit sich, dass die Klosterrotte häufig von vielen Menschen aus der näheren und ferneren Umgebung aufgesucht wurde, nicht nur, um Gottesdienste zu feiern, sondern auch, um ganz normale Amtswege zu erledigen: seien es Grundbuchseintragungen, Verkäufe, Verpachtungen, die Schlichtung von Streitigkeiten mit Nachbarn oder die Abhandlung von Sterbefällen – alles lief über die klösterliche Herrschaftskanzlei.

Es liegt nahe, dass von außerhalb angereiste Gäste auch mit Speis und Trank versorgt werden mußten, genauso, wie das Kloster seine im Gebiet rund um Baden angebauten Weine zu verkaufen trachtete. Die logische Folge war die Erbauung einer Taverne, dem Vorgänger des heutigen Kirchenwirts, unter Abt Georg Schedler (1601-1605). Diese bestand nicht nur aus dem Gasthaus allein, sondern auch aus einem Stall für die Unterbringung von Pferden und einem dahinter gelegenen, in den Berg gegrabenen Weinkeller, die im 20. Jahrhundert abgerissen wurden. Laut Aufzeichnungen gab es an den Maierhof-Mauern auch ein Saffrangärtlein.

Im 17. Jahrhundert werden immer wieder Wirte genannt, die sowohl die Taverne führten, als auch „musicus“ im Kloster waren – Zufall, oder eine nützliche Kombination? Denn sicher wurde im Kloster die geistliche Musik benötigt, ebenso wie im Gasthaus dann eher die weltliche bei diversen Festivitäten gespielt wurde.

Mit ziemlicher Sicherheit wurde die Taverne beim Einfall der Türken im Jahr 1683 verwüstet, und dann wiedergebaut, was die Jahreszahl „1688“ an der Decke der Gaststube bezeugt.

Im 17. Jahrhundert gab es eine Kegelbahn neben der Taverne als Unterhaltung für die Nachbarortschaften. Diese wurde nach den 1960-er Jahren abgerissen.

Die Taverne blieb auch über die Aufhebung des Klosters im Jahr 1782 bestehen, ging dann aber in privaten und schließlich in den Besitz der Pfarre Kleinmariazell über.

1994 begann man die fast zur Ruine verkommene Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria-Himmelfahrt zu restaurieren, in 2001 wurde das gesamte Wirtshaus mit Zimmern renoviert. Drei Gasträume und eine Terrasse mit Blick auf die Basilika und in die Natur erwarten die Gäste.